Der spanische Gasnetzbetreiber Enagás stellt die Weichen für eine klimaneutrale Zukunft und plant bis 2030 Investitionen in Höhe von 4,04 Milliarden Euro in erneuerbare Energien. Besonders im Fokus: Wasserstoff. Mehr als drei Viertel der Summe – rund 3,13 Milliarden Euro – fließen in den Aufbau einer zukunftssicheren Wasserstoffinfrastruktur.
Diese Neuausrichtung kommt nicht von ungefähr. Der schrumpfende Gasmarkt zwingt Enagás, seine Strategie anzupassen. Durch den Verkauf von Vermögenswerten, eine Anpassung der Dividendenpolitik und eine Reduzierung der Nettoverschuldung um 1 Milliarde Euro auf 2,4 Milliarden Euro hat sich das Unternehmen finanziell neu aufgestellt. „Unsere gestärkte Bilanz gibt uns Spielraum, um unsere Wasserstoffstrategie entschlossen voranzutreiben“, erklärt CEO Arturo Gonzalo.
Enagás setzt auf eine breite Wasserstoffstrategie. Neben dem Ausbau von Infrastrukturprojekten gründete das Unternehmen die Tochtergesellschaft Scale Green Energy (SGE), die sich auf CO₂-Transport, LNG- und Bio-LNG-Betankung, Wasserstoffmobilität und erneuerbaren Ammoniak konzentriert. Auch in der CO₂-Reduktion macht Enagás ernst. Mit Projekten wie CO₂necta und MOSUSOL NetCO₂, die bis 2031 mit einem Investitionsvolumen von 130 Millionen Euro starten, sollen jährlich vier Millionen Tonnen CO₂-Emissionen aus der spanischen Zementindustrie eingespart werden.
Im Bereich LNG und Bio-LNG baut Enagás neue Exportterminals und investiert in Bunkerschiffe wie die Haugesund Knutsen und Levante LNG – ein weiteres ist für die Kanaren in Planung.
In der Wasserstoffmobilität sicherte sich das Unternehmen EU-Fördermittel für den Bau von sechs Wasserstofftankstellen in Spanien. Bis 2030 sollen es zwölf werden – ein bedeutender Schritt zur Erreichung der nationalen Klimaziele.
Mit seinen Investitionen unterstützt Enagás Spaniens ambitionierte Pläne, eine führende Rolle im europäischen Wasserstoffmarkt zu übernehmen. Der H2Med-Korridor, der Spanien mit Frankreich, Deutschland und anderen europäischen Ländern verbindet, ist dabei ein zentrales Projekt. Bereits jetzt hat sich Enagás 75,8 Millionen Euro an EU-Fördermitteln für Wasserstoffinfrastruktur gesichert. Bis 2030 soll Wasserstoff Erdgas im Unternehmensportfolio überholen – ein klares Signal für den Wandel. Enagás reiht sich damit in einen größeren europäischen Trend ein: Auch Energiekonzerne wie Air Liquide und TotalEnergies investieren massiv in grüne Wasserstoffprojekte. In den Niederlanden entstehen derzeit Anlagen, die jährlich 45.000 Tonnen Wasserstoff produzieren und die CO₂-Emissionen der Raffinerien in Belgien und den Niederlanden um 450.000 Tonnen reduzieren sollen.
Die Botschaft ist klar: Die Energiewende ist in vollem Gange – und Enagás positioniert sich als Vorreiter in einer Zukunft, in der Wasserstoff eine Schlüsselrolle spielt.