Das Essener Start-up Greenlyte Carbon Technologies plant den Bau einer innovativen Anlage zur CO₂-neutralen Produktion von eMethanol im Chemiepark Marl. Dafür erhält das Unternehmen eine mehrstellige Millionen-Euro-Finanzierung aus dem Programm „Produktives.NRW“, das von Nordrhein-Westfalen und der EU kofinanziert wird. Das Gesamtinvestment beträgt rund 25 Millionen Euro, die Inbetriebnahme ist für Ende 2026 geplant. Der Chemiepark Marl stellt eine 3.000 m² große Fläche sowie die notwendige Infrastruktur zur Verfügung.
„Die Produktionsanlage von Greenlyte ist für den Chemiepark Marl ein willkommener weiterer Schritt, um unseren Wasserstoffhub auszubauen“, sagt Thomas Basten, Leiter des Evonik-Standorts. Florian Hildebrand, CEO von Greenlyte, ergänzt: „Der Chemiepark bietet uns nicht nur einen Standort, sondern ein innovatives und inspirierendes Umfeld, in dem die Transformation der Chemieindustrie konkret wird.“ Die Kooperation soll in Zukunft weiter ausgebaut werden.
Greenlyte setzt bei der Produktion auf seine eigene Direct-Air-Capture-Technologie. Damit werden jährlich bis zu 1.400 Tonnen CO₂ aus der Luft abgeschieden. Parallel entstehen in einem integrierten Prozess rund 200 Tonnen grüner Wasserstoff. In einem weiteren Schritt werden diese Moleküle – grüner Wasserstoff und grünes CO₂ – zu bis zu 1.000 Tonnen eMethanol pro Jahr synthetisiert. Dieser Rohstoff ist essenziell für viele chemische Betriebe am Standort.
Die Ansiedlung von Greenlyte fügt sich in die nachhaltige Wasserstoffstrategie des Chemieparks Marl ein. Evonik und andere Unternehmen der Initiative GET H2 arbeiten am Aufbau einer öffentlichen Wasserstoffinfrastruktur in Deutschland. Dazu gehört unter anderem die Umstellung einer Erdgasleitung von Marl nach Legden sowie ein Neubauabschnitt nach Scholven.
Darüber hinaus setzt der Standort auf innovative Technologien: Das Forschungsprojekt Rheticus von Evonik nutzt eine künstliche Photosynthese, um mithilfe von Bakterien aus CO₂ Spezialchemikalien herzustellen. Zudem investiert Evonik einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag in den Bau einer Pilotanlage zur Produktion der Anionen-Austausch-Membran DURAION®, die eine kostengünstige Herstellung von grünem Wasserstoff ermöglichen soll.
Wasserstoff hat im Chemiepark Marl eine lange Tradition. Bereits seit 85 Jahren spielt er eine zentrale Rolle in der Produktion, mit einer Verarbeitungsmenge von rund 25.000 Kubikmetern pro Stunde. Dieses Know-how wird nun genutzt, um den Standort in eine CO₂-ärmere Zukunft zu führen.