- EU-Speicherregulierung treibt künstlich die saisonale Nachfrage und hält die Gaspreise unnötig hoch.
- Negative Sommer-/ Winter-Spreads am Gasmarkt zeigen, dass die Regulierung den Marktmechanismen entgegenwirkt.
- Kehler: „Eine wettbewerbsfähige Energieversorgung braucht langfristige Investitionssicherheit. Preisdeckel und Zwangsmaßnahmen konterkarieren dieses Ziel.“
Die anhaltende Kälte und ein hoher Gasbedarf haben in den vergangenen Tagen zu weiter steigenden Preisen am Gasmarkt und zu sinkenden Füllständen der Gasspeicher geführt. Am Markt wird intensiv über die staatlichen Füllstandsvorgaben und die Pläne für einen europäischen Deckel der Gas-Großhandelspreise diskutiert. Dr. Timm Kehler, Vorstand des Branchenverbandes Die Gas- und Wasserstoffwirtschaft, sieht hier eine gefährliche Symptombekämpfung, die langfristig die Lage verschlimmern wird.
Die Gasspeicher in Deutschland und Europa leeren sich derzeit schneller als erwartet. Eine Rolle spielen die anhaltende Kälte und der erhöhte Heiz- und Kraftwerksbedarf, Speicher-Vorgaben und Spekulation sind ebenfalls entscheidende Faktoren. Die bundesdeutsche Speicherregulierung mit verbindlich terminierten Füllstandsvorgaben hat in der Energiekrise einen wertvollen Beitrag zur Versorgungssicherheit geleistet und ein entscheidendes Signal gegen Erpressungsversuche gegeben.
Speicherregulierung: Krisenmodus überholt Marktmechanismen
Doch inzwischen führen die verpflichtenden Speicherfüllstände zu erheblichen Marktverzerrungen, treiben die saisonale Nachfrage in die Höhe und verhindern eine effiziente Preissetzung. Besonders deutlich zeigt sich dies an den derzeit negativen Sommer- /Winter-Spreads im Gashandel. „Die widersprüchliche Tatsache, dass Wintergas aktuell günstiger als Sommergas ist, verdeutlicht, dass die derzeitige Regulierung die natürlichen Marktmechanismen aushebelt. Spekulative Wetten auf eine staatliche Speicherbefüllung treiben die Kosten für Verbraucher und Industrie in die Höhe“, erklärt Dr. Timm Kehler, Vorstand von Die Gas- und Wasserstoffwirtschaft.
Preisdeckel bedroht Investitionssicherheit
Zusätzlich zu diesen Fehlentwicklungen gefährden Pläne für einen europäischen Deckel der Gas-Großhandelspreise die Versorgungssicherheit. „Das ist Herumdoktern an Symptomen und führt zu einer Verschlimmerung der Lage. Preisinterventionen setzen falsche Signale für Investitionen, reduzieren die Marktliquidität und machen Europa für internationale Lieferanten unattraktiver“, kritisiert Kehler.
Gemeinsam mit anderen Branchenvertretern hat der europäische Dachverband Eurogas in einem offenen Brief an EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen eindringlich davor gewarnt, Maßnahmen zu ergreifen, die Europas Energie- und Finanzstabilität gefährden. Die Gas- und Wasserstoffwirtschaft unterstützt diese Position ausdrücklich: „Wir stehen hinter der EU-Ambition, die Energiewende zu beschleunigen. Doch die Versorgungssicherheit, wettbewerbsfähige Energiepreise und ein stabiles Finanzsystem erfordern funktionierende Märkte – keine künstlichen Eingriffe“, so Kehler. „Eine wettbewerbsfähige Energieversorgung braucht langfristige Investitionssicherheit. Preisdeckel und Zwangsmaßnahmen konterkarieren dieses Ziel und könnten Europa in eine neue Energiekrise führen.“
Die Gas- und Wasserstoffwirtschaft fordert die Europäische Kommission und die Bundesregierung daher auf, von Preisinterventionen abzusehen. Nach Ansicht des Verbandes muss die Speicherregulierung überarbeitet werden und durch marktorientierte Lösungen, die Versorgungssicherheit garantieren, ersetzt werden. „Europas Energiezukunft muss widerstandsfähig und investitionsfreundlich sein – nicht durch kurzfristige Eingriffe destabilisiert werden“, fasst Kehler zusammen.