Das Haber-Bosch-Verfahren: Industriestandard seit über 100 Jahren
Industriell wird Ammoniak meist durch das Haber-Bosch-Verfahren, das zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelt wurde, gewonnen. Bei diesem Verfahren reagieren Stickstoff (N2) aus der Luft und Wasserstoff (H2) unter hohem Druck (etwa 300 bar) und hoher Temperatur (etwa 450 °C) unter Einwirkung eines Katalysators zu Ammoniak:
N2 + 3 H2 ⇌ 2 NH3
2NH3: ΔH = –92 kJ/mol
Transport von Ammoniak
Nach Schwefelsäure ist Ammoniak die am meisten hergestellte Chemikalie. Deshalb ist die logistische Infrastruktur für den Transport von Ammoniak, wie Tankschiffe, Pipelines, Lagerbehälter, Verladestationen und Sicherheitsvorschriften, ist weltweit bereits umfänglich etabliert: Mehr als 200 Häfen auf der ganzen Welt verfügen über Infrastruktur zum Anlanden von Ammoniak. Auch der industrielle Pipeline-Transport ist vielerorts ein mögliches Szenario.
Der Transport von Ammoniak zeichnet sich besonders durch den Vorteil einer hohen volumetrischen Energiedichte aus, was zu einem geringen Energieaufwand für den Transport führt. Deshalb wird Ammoniak in der Regel in flüssiger Form transportiert. Hierzu muss er bei Umgebungsdruck auf eine Temperatur von –33°C oder weniger heruntergekühlt werden. In flüssiger Form enthält Ammoniak mehr Wasserstoff als flüssiger Wasserstoff selbst – etwa 1,7-mal.
Ammoniak wird in der Regel per Lkw, Bahn, Schiff oder Pipeline transportiert. Für weite, beispielsweise interkontinentale Transporte geschieht der Transport meist per Schiff. Innerhalb Europas wird Ammoniak überwiegend auf der Schiene transportiert. Leitungsgebundenen Transport erfolgt meist über kurze Distanzen in Industriegebieten.
Rückverwandlung von Ammoniak zu Wasserstoff – Cracking-Technologien im Fokus
Die Rückverwandlung von Ammoniak (NH3) in molekularen Wasserstoff (H2) erfolgt über einen thermischen Zerlegungsprozess, das Cracking. Dabei wird Ammoniak in einem Reaktor auf Temperaturen von 600 bis 900 °C erhitzt. Unter Einsatz eines Katalysators, wie Eisen, Ruthenium oder Nickel, zerfällt NH3 in seine Bestandteile aus Wasserstoff und Stickstoff.
Das entstandene Gasgemisch enthält etwa 75 Volumenprozent Wasserstoff und 25 Prozent Stickstoff. Um reinen Wasserstoff zu gewinnen – etwa für den Einsatz in Brennstoffzellen oder Industrieprozessen – sind nachgelagerte Gasreinigungs- und Trennschritte, beispielsweise mit Membranen oder im sogenannten PSA-Verfahren, erforderlich.