Ammoniak – Schlüsselderivat der Wasserstoff-Wirtschaft 

Bis zu zwei Drit­tel des ab­seh­ba­ren Was­ser­stoff-Be­darfs in Deutsch­land wer­den über Im­por­te nach Deutsch­land kom­men. Für Was­ser­stoff-Im­por­te aus Re­gi­o­nen, die nicht per Pipe­line an­ge­bun­den sind, braucht es al­ter­na­ti­ve Trans­port­we­ge. Am­mo­ni­ak (NH3) hat sich für den Trans­port von Was­ser­stoff als viel­ver­spre­chen­de Lö­sung eta­bliert. NH3 lässt sich ein­fa­cher als an­de­re Was­ser­stoff­de­ri­va­te spei­chern, über wei­te Dis­tan­zen trans­por­tie­ren und – wenn nötig – in Was­ser­stoff re­kon­ver­tie­ren. Ein we­sent­li­cher Vor­teil beim Was­ser­stoff-Trans­port in Form von Am­mo­ni­ak liegt vor al­lem in des­sen ho­her vo­lu­me­tri­scher Ener­gie­dich­te, was ei­nen ge­rin­gen Ener­gie­auf­wand beim Trans­port er­mög­licht.

Nach Schwe­fel­säu­re ist Am­mo­ni­ak die am meis­ten her­ge­stell­te Che­mi­ka­lie. Des­halb be­steht schon heu­te eine welt­weit eta­blier­te In­fra­struk­tur, die als Ve­hi­kel für den in­ter­na­ti­o­na­len Was­ser­stoff-Han­del ge­nutzt wer­den kann. Mehr als 200 Hä­fen welt­weit ver­fü­gen über Am­mo­ni­ak-La­dungs­ka­pa­zi­tä­ten. Auch der Pipe­line-Trans­port ist rea­lis­tisch – et­wa im in­dus­tri­el­len Maß­stab, wie es in den USA und Deutsch­land be­reits der Fall ist.

Warum ist Ammoniak als Wasserstoff-Derivat relevant? 

Am­mo­ni­ak gilt als Schlüs­sel für die künf­ti­ge Was­ser­stoff-Ver­sor­gung Deutsch­lands, weil er Was­ser­stoff in kom­pak­ter, leicht trans­por­tier­ba­rer Form spei­chert und sich über die be­ste­hen­de glo­ba­le Am­mo­ni­ak-In­fra­struk­tur im- und ex­por­tie­ren lässt (z. B. Tank­schif­fe, Pipe­lines, La­ger­be­häl­ter, Ver­la­de­sta­ti­o­nen und Si­cher­heits­vor­schrif­ten sind viel­fach eta­bliert). Da Deutsch­land vermutlich bis zu zwei Drit­tel sei­nes Was­ser­stoff-Be­darfs über Im­por­te be­zie­hen muss, senkt Am­mo­ni­ak die Trans­port­kos­ten und Um­rüs­tungs­hür­den er­heb­lich. So wird er zu ei­nem stra­te­gi­schen Bin­de­glied zwi­schen in­ter­na­ti­o­na­len Er­zeu­gern und der hei­mi­schen Ener­gie­wen­de.

Die di­rek­te Ver­flüs­si­gung von Was­ser­stoff er­for­dert ex­tre­me Küh­lung (−253 °C), ist ener­gie­in­ten­siv, mit ho­hen Si­cher­heits­an­for­de­run­gen ver­bun­den und des­halb tech­nisch auf­wen­dig und teu­er. Am­mo­ni­ak hin­ge­gen lässt sich – ähn­lich wie Flüs­sig­gas – ein­fach bei mo­de­ra­tem Druck (ca. 8 bar) und –33 °C ver­flüs­si­gen und si­cher trans­por­tie­ren.

Am­mo­ni­ak fun­giert so­mit als che­mi­scher Was­ser­stoff-Spei­cher: Er kann aus Was­ser­stoff syn­the­ti­siert und spä­ter wie­der in sei­ne Aus­gangs­stof­fe Was­ser­stoff und Stick­stoff re­kon­ver­tiert wer­den – bspw. durch ther­mo­ka­ta­ly­ti­sches Cracking in so­ge­nann­ten Am­mo­ni­ak-Crackern.

Webinar – Turn up with Ammonia

Das Was­ser­stoff-De­ri­vat Am­mo­ni­ak bie­tet als Eck­pfei­ler ei­ner nach­hal­ti­gen Zu­kunft enor­mes Po­ten­zi­al – dank sei­ner Viel­sei­tig­keit, des vor­han­de­nen Know-hows und der welt­weit eta­blier­ten In­fra­struk­tur.

Als Was­ser­stoff-Trä­ger ist Am­mo­ni­ak ein­fa­cher und si­che­rer zu trans­por­tie­ren als Was­ser­stoff selbst. In der Schiff­fahrt gilt es als viel­ver­spre­chen­der emis­si­ons­frei­er Treib­stoff, wäh­rend es zu­gleich eine ska­lier­ba­re Lö­sung für die lang­fris­ti­ge Spei­che­rung er­neu­er­ba­rer Ener­gie­über­schüs­se bie­tet. Auch in der Ener­gie­er­zeu­gung er­öff­net Am­mo­ni­ak neue Mög­lich­kei­ten – sei es in Tur­bi­nen oder Brenn­stoff­zel­len, pur oder als Bei­mi­schung.

Doch wie las­sen sich neue Am­mo­ni­ak-Wert­schöp­fungs­ket­ten in Eu­ro­pa und da­rü­ber hi­naus rea­li­sie­ren? Er­fah­ren Sie aus ers­ter Hand mehr über ak­tu­el­le Ent­wick­lun­gen und Zu­kunfts­pers­pek­ti­ven die­ses leis­tungs­star­ken Ener­gie­trä­gers in un­se­rem We­bi­nar "Turn up with Ammonia". Un­se­re hoch­ka­rä­ti­gen Re­fe­ren­ten ge­ben Ein­bli­cke in ih­re Pro­jek­te und die Rol­le von Am­mo­ni­ak im Ener­gie­sys­tem.

Webinar ­– Bei Wasserstoff voll aufdrehen: Ammoniak als Derivat

Als viel­ver­spre­chen­des De­ri­vat im glo­ba­len Was­ser­stoff-Hoch­lauf ge­winnt Am­mo­ni­ak im­mer mehr an Be­deu­tung – ins­be­son­de­re als Trans­port­me­di­um bei nicht-pipe­line­ge­bun­de­nem Im­port. Doch die Ver­wen­dung von Am­mo­ni­ak als Was­ser­stoff-De­ri­vat stellt die Bran­che auch vor neue lo­gis­ti­sche, markt­li­che und in­fra­struk­tu­rel­le He­raus­for­de­run­gen. In un­se­rem We­bi­nar be­leuch­ten wir da­her die Rol­le von Am­mo­ni­ak im Zu­ge des welt­wei­ten Was­ser­stoff-Hoch­laufs. Ge­mein­sam mit un­se­ren Re­fe­ren­ten dis­ku­tie­ren wir, wel­che Chan­cen Am­mo­ni­ak für die De­kar­bo­ni­sie­rung der In­dus­trie bie­tet, wel­che pro­duk­ti­ons­sei­ti­gen Vor­ha­ben heu­te schon eine Blau­pau­se lie­fern und wie Im­port­stra­te­gien und Ener­gie­part­ner­schaf­ten ziel­füh­rend aus­zu­ge­stal­ten sind.

Herstellung, Transport und Rückumwandlung von Ammoniak als Wasserstoff-Derivat 

Das Ha­ber-Bosch-Ver­fah­ren: In­dus­trie­stan­dard seit über 100 Jah­ren

In­dus­tri­ell wird Am­mo­ni­ak meist durch das Ha­ber-Bosch-Ver­fah­ren, das zu Be­ginn des 20. Jahr­hun­derts ent­wi­ckelt wur­de, ge­won­nen. Bei die­sem Ver­fah­ren rea­gie­ren Stick­stoff (N2) aus der Luft und Was­ser­stoff (H2) un­ter ho­hem Druck (et­wa 300 bar) und ho­her Tem­pe­ra­tur (et­wa 450 °C) un­ter Ein­wir­kung ei­nes Ka­ta­ly­sa­tors zu Am­mo­ni­ak:

N2 + 3 H2 ⇌ 2 NH3 
2NH3: ΔH = –92 kJ/mol

Trans­port von Am­mo­ni­ak

Nach Schwe­fel­säu­re ist Am­mo­ni­ak die am meis­ten her­ge­stell­te Che­mi­ka­lie. Des­halb ist die lo­gis­ti­sche In­fra­struk­tur für den Trans­port von Am­mo­ni­ak, wie Tank­schif­fe, Pipe­lines, La­ger­be­häl­ter, Ver­la­de­sta­ti­o­nen und Si­cher­heits­vor­schrif­ten, ist welt­weit be­reits um­fäng­lich eta­bliert: Mehr als 200 Hä­fen auf der gan­zen Welt ver­fü­gen über In­fra­struk­tur zum An­lan­den von Am­mo­ni­ak. Auch der in­dus­tri­el­le Pipe­line-Trans­port ist vie­ler­orts ein mög­liches Sze­na­rio.

Der Trans­port von Am­mo­ni­ak zeich­net sich be­son­ders durch den Vor­teil ei­ner ho­hen vo­lu­me­tri­schen Ener­gie­dich­te aus, was zu ei­nem ge­rin­gen Ener­gie­auf­wand für den Trans­port führt. Des­halb wird Am­mo­ni­ak in der Re­gel in flüs­si­ger Form trans­por­tiert. Hier­zu muss er bei Um­ge­bungs­druck auf eine Tem­pe­ra­tur von –33°C oder we­ni­ger he­run­ter­ge­kühlt wer­den. In flüs­si­ger Form ent­hält Am­mo­ni­ak mehr Was­ser­stoff als flüs­si­ger Was­ser­stoff selbst – et­wa 1,7-mal.

Am­mo­ni­ak wird in der Re­gel per Lkw, Bahn, Schiff oder Pipe­line trans­por­tiert. Für wei­te, bei­spiels­wei­se in­ter­kon­ti­nen­ta­le Trans­por­te ge­schieht der Trans­port meist per Schiff. In­ner­halb Eu­ro­pas wird Am­mo­ni­ak über­wie­gend auf der Schie­ne trans­por­tiert. Lei­tungs­ge­bun­de­nen Trans­port er­folgt meist über kur­ze Dis­tan­zen in In­dus­trie­ge­bie­ten.

Rück­ver­wand­lung von Am­mo­ni­ak zu Was­ser­stoff – Cracking-Tech­no­lo­gien im Fo­kus

Die Rück­ver­wand­lung von Am­mo­ni­ak (NH3) in mo­le­ku­la­ren Was­ser­stoff (H2) er­folgt über ei­nen ther­mi­schen Zer­le­gungs­pro­zess, das Cracking. Da­bei wird Am­mo­ni­ak in ei­nem Reak­tor auf Tem­pe­ra­tu­ren von 600 bis 900 °C er­hitzt. Un­ter Ein­satz ei­nes Ka­ta­ly­sa­tors, wie Ei­sen, Ruthenium oder Nickel, zer­fällt NH3 in sei­ne Be­stand­tei­le aus Was­ser­stoff und Stick­stoff.

Das ent­stan­de­ne Gas­ge­misch ent­hält et­wa 75 Vo­lu­men­pro­zent Was­ser­stoff und 25 Pro­zent Stick­stoff. Um rei­nen Was­ser­stoff zu ge­win­nen – et­wa für den Ein­satz in Brenn­stoff­zel­len oder In­dus­trie­pro­zes­sen – sind nach­ge­la­ger­te Gas­rei­ni­gungs- und Trenn­schrit­te, bei­spiels­wei­se mit Mem­bra­nen oder im so­ge­nann­ten PSA-Ver­fah­ren, er­for­der­lich.

 

Ammoniak-Cracker in der Anwendung 

Am­mo­ni­ak-Cracker gel­ten als tech­nisch er­probt, be­fin­den sich aber meist noch in ei­nem De­mons­tra­ti­ons- oder Pi­lot­sta­di­um – ins­be­son­de­re in mo­bi­ler oder de­zen­tra­ler An­wen­dung. Der Groß­teil ver­füg­ba­rer Sys­te­me ist heu­te auf in­dus­tri­el­le Maß­stä­be oder sta­ti­o­nä­re An­wen­dun­gen aus­ge­legt. Mit­glie­der bei DIE GAS- UND WASSERSTOFFWIRT­SCHAFT über­neh­men hier eine füh­ren­de Rol­le - mit Pro­jek­ten zum Im­port von Am­mo­ni­ak, des­sen Um­wand­lung in Was­ser­stoff und der Ein­spei­sung in das Was­ser­stoff-Kern­netz.

Ammoniak-Projekte

H2GE Rostock

Equinor und VNG er­wei­tern Zu­sam­men­ar­beit im Be­reich Was­ser­stoff, Am­mo­ni­ak und CO2-Ab­schei­dung.

ACE Terminal

Gasunie und Vopak ent­wi­ckeln ei­nen Im­port­ter­mi­nal für grü­nes Am­mo­ni­ak als Trä­ger­stoff für Was­ser­stoff.

Green-Wilhelmshaven

Uniper baut Wil­helms­haven für den Im­port und die Pro­duk­tion grü­ner was­ser­stoff­ba­sier­ter Ener­gie­trä­ger aus.

Ammoniak-Cracker Scholven

Stra­te­gi­sche Part­ner­schaft von thyssen­krupp Uh­de und Uni­per legt Grund­stein für Am­mo­ni­ak-Cracker.

BASF Ammoniak-Produktion Ludwigshafen

BASF baut ihr nach­hal­ti­ges Pro­dukt­port­fo­lio in der Am­mo­ni­ak-Wert­schöp­fungs­ket­te wei­ter aus.

H2-Import-Terminal Lubmin

Das Ter­mi­nal von Deut­sche ReGas und Höegh Evi wird der welt­weit ers­te schwim­men­de grü­ne Am­mo­ni­ak-Cracker sein.

Ammoniak-Cracking auf See

Das spa­ni­sche Start-up H2Site hat das erste On-Board-Am­mo­ni­ak-Cracking-Sys­tem in Be­trieb ge­nom­men.

Ammoniak-Cracker Antwerpen

Air Liquide be­treibt die welt­weit ers­te Pi­lot­an­la­ge zum Am­mo­ni­ak-Cracking im in­dus­tri­el­len Maß­stab.

Ammoniak-Cracker des Fraunhofer IMM

Ent­wick­lung einer platz­spa­ren­den, ef­fi­zien­ten und v. a. de­zen­tra­len Am­mo­ni­ak-Cracking-Tech­no­lo­gie.

Politischer Kontext und Marktpotenziale

Am­mo­ni­ak in der Na­ti­o­na­len Was­ser­stoff­stra­te­gie und der Im­port­stra­te­gie Was­ser­stoff

Die Na­ti­o­na­le Was­ser­stoff­stra­te­gie (NWS) und die Im­port­stra­te­gie Was­ser­stoff der Bun­des­re­gie­rung er­ken­nen Am­moniak als re­le­van­tes Was­ser­stoff-De­ri­vat an – ins­be­son­de­re für den Trans­port von Was­ser­stoff über wei­te Dis­tan­zen und den an­schlie­ßen­den Im­port. Die Fort­schrei­bung der Na­ti­o­na­len Was­ser­stoff­stra­te­gie von 2023 be­tont, dass grü­ner Was­ser­stoff in ver­ar­bei­te­ter Form, da­run­ter in Form von Am­mo­ni­ak leich­ter zu trans­por­tie­ren ist und da­her eine zen­tra­le Rol­le beim in­ter­na­ti­o­na­len Markt­hoch­lauf spielt. Da­zu be­to­nen die Na­ti­o­na­le Was­ser­stoff­stra­te­gie und die Im­port­stra­te­gie Was­ser­stoff die Re­le­vanz von In­fra­struk­tu­ren für den Im­port per Schiff. Für die Ver­schif­fung von Am­mo­ni­ak sol­len so­ge­nann­te "grü­ne Kor­ri­do­re" eta­bliert wer­den – be­stimm­te Schiff­fahrts­rou­ten, die un­ter Be­rück­sich­ti­gung der Ver­la­de- und Trans­port­pro­zes­se von ei­nem En­de zum an­de­ren emis­si­ons­frei sind.

Die EU-Kom­mis­sion und die Bun­des­re­gie­rung för­dern die tech­no­lo­gi­sche Ent­wick­lung von Cracker-An­la­gen und die In­te­gra­tion von Am­mo­ni­ak in im­port­sei­ti­ge Ha­fen­in­fra­struk­tur. Auch im Rah­men des För­der­pro­gramms H2Global wer­den Am­mo­ni­ak-Lie­fer­ver­trä­ge aus­ge­schrie­ben, um die Be­schaf­fung von Was­ser­stoff aus son­nen­rei­chen Re­gi­o­nen in die We­ge zu lei­ten. An­lan­de­punk­te für Was­ser­stoff-Im­por­te auf Ba­sis von Am­mo­ni­ak ent­ste­hen un­ter an­de­rem in Wil­helms­haven, Bruns­büt­tel, Ros­tock und Lubmin. An die­sen Stand­or­ten soll in­dus­tri­el­les Cracking von Am­mo­ni­ak er­mög­licht wer­den. Der dann an die­sen Stand­or­ten er­zeug­te Was­ser­stoff soll über eine di­rek­te An­bin­dung in das Was­ser­stoff-Kern­netz ein­ge­speist wer­den.

Han­dels­part­ner­schaf­ten zwi­schen Deutsch­land und Dritt­län­dern

Um den Auf­bau ei­nes in­ter­na­ti­o­na­len Was­ser­stoff-An­ge­bots zu be­schleu­ni­gen, ar­bei­tet die Bun­des­re­gie­rung mit einer Viel­zahl von Part­ner­län­dern, -re­gi­o­nen und in­ter­na­ti­o­na­len Ak­teu­ren zu­sam­men. Was­ser­stoff-Lie­fer­quel­len sol­len mög­lichst breit di­ver­si­fi­ziert wer­den, so­dass auch au­ßer­eu­ro­pä­i­schen Part­ner­län­dern eine we­sent­li­che Rol­le zu­kommt.

Als Kern­ins­tru­ment der bi­la­te­ra­len Zu­sam­men­ar­beit hat die Bun­des­re­gie­rung die Kli­ma- und Ener­gie­part­ner­schaf­ten (KEP) so­wie die Was­ser­stoff-Part­ner­schaf­ten ins Le­ben ge­ru­fen. Grund­sätz­lich er­ge­ben sich im Rah­men der Part­ner­schaf­ten Chan­cen zur wirt­schaft­li­chen Ent­wick­lung. Ins­be­son­de­re mit dem Auf­bau re­gi­o­na­ler Wert­schöp­fungs­ket­ten kön­nen An­rei­ze ge­setzt wer­den, um ei­ge­ne In­dus­trien und Ener­gie­sys­te­me zu de­kar­bo­ni­sie­ren.

In fort­ge­schrit­te­nen Part­ner­schaf­ten hat die Bun­des­re­gie­rung in­ten­si­ve Koo­pe­ra­ti­o­nen im Be­reich Was­ser­stoff ab­ge­schlos­sen, da­run­ter mit Ka­na­da und Aus­tra­lien.

Fazit: Zentraler Energieträger im Wasserstoff-Hochlauf

Am­mo­ni­ak ist mehr als ei­nes der wich­tigs­ten Che­mi­ka­lien un­se­rer Zeit. Als Trans­port­me­di­um von Was­ser­stoff hat es das Po­ten­ti­al, Was­ser­stoff-Märk­te welt­weit zu ver­bin­den und den glo­ba­len Was­ser­stoff-Hoch­lauf wir­kungs­voll vo­ran­zu­brin­gen. Der wirt­schaft­li­che und po­li­ti­sche Rück­halt ist vor­han­den, denn auf­grund der be­ste­hen­den Am­mo­ni­ak-Trans­port­in­fra­struk­tur lässt sich der Trans­port von Am­mo­ni­ak als Was­ser­stoff-De­ri­vat so­wohl in­fra­struk­tu­rell als auch öko­no­misch schnell ska­lie­ren. Das wis­sen­schaft­li­che Au­gen­merk liegt heu­te bei der Rück­um­wand­lung von Am­mo­ni­ak zu Was­ser­stoff. Mit stra­te­gi­schen För­de­run­gen wird die Im­port­in­fra­struk­tur an Schlüs­sel­po­si­ti­o­nen mit An­bin­dung an das Was­ser­stoff-Kern­netz suk­zes­si­ve Rea­li­tät.

Ammoniak: Häufig gestellte Fragen

Hier be­ant­wor­ten wir Ih­nen häu­fig ge­stell­te Fra­gen zum The­ma Am­mo­ni­ak.

Am­mo­ni­ak (Sum­men­for­mel: NH₃) ist eine an­or­ga­ni­sche Ver­bin­dung aus Stick­stoff und Was­ser­stoff. Es han­delt sich um ein farb­lo­ses, ste­chend rie­chen­des Gas, das be­reits bei –33,3 °C ver­flüs­sigt wer­den kann. In der che­mi­schen In­dus­trie wird es be­reits seit dem frü­hen 20. Jahr­hun­dert in gro­ßen Men­gen her­ge­stellt und über­wie­gend zur Her­stel­lung von Dün­ge­mit­teln ver­wen­det. Es ge­winnt zu­neh­mend an Be­deu­tung als Ener­gie­trä­ger in der Was­ser­stoff-Wirt­schaft.

An­ders als mo­le­ku­la­rer Was­ser­stoff (H₂) ist Am­mo­ni­ak un­ter mo­de­ra­ten Be­din­gun­gen la­ger- und trans­port­fä­hig – ins­be­son­de­re in ver­flüs­sig­ter Form. Die­se Ei­gen­schaft macht es als Ener­gie­trä­ger at­trak­tiv: In ein Li­ter flüs­si­gem Am­mo­ni­ak sind rund 30 % mehr Was­ser­stoff ent­hal­ten als in ein Li­ter flüs­si­gem Was­ser­stoff (bei den­sel­ben Be­din­gun­gen) (Quel­le: IEA, 2021).

Aus Sicht der Ener­gie­sys­tem­tech­nik kom­bi­niert Am­mo­ni­ak meh­re­re Vor­tei­le: ho­he Was­ser­stoff-Spei­cher­dich­te, gu­te Hand­hab­bar­keit, vor­han­de­ne Trans­port- und La­ger­in­fra­struk­tur – und das bei nie­dri­ge­rem Auf­wand im Ver­gleich zu rei­nem Was­ser­stoff-Trans­port.

Ein Was­ser­stoff-De­ri­vat ist ein che­mi­scher Stoff, der Was­ser­stoff in ge­bun­de­ner Form ent­hält und aus die­sem zu­rück­ge­won­nen wer­den kann – z. B. Am­mo­ni­ak, Me­tha­nol oder LOHC. De­ri­va­te die­nen vor al­lem dem ein­fa­che­ren Trans­port und der Spei­che­rung von Was­ser­stoff.

Am­mo­ni­ak be­steht zu et­wa 17,6 % aus Was­ser­stoff (nach Mas­se). Durch che­mi­sche Um­wand­lung (Cracking) kann die­ser Was­ser­stoff wie­der frei­ge­setzt wer­den. Da­mit ist Am­mo­ni­ak ein che­mi­scher Spei­cher für Was­ser­stoff – und somit ein so­ge­nann­tes Was­ser­stoff-De­ri­vat.

  • Sum­men­for­mel: NH₃
  • Mo­la­re Mas­se: 17,03 g/mol
  • Sie­de­punkt: −33,3 °C (un­ter Nor­mal­druck)
  • vo­lu­met­ri­sche Ener­gie­dich­te flüs­si­gen Am­mo­ni­aks: 3,2 kWh/l (8 bar Druck not­wen­dig) – mit der vo­lu­met­ri­schen Ener­gie­dich­te wird die Ener­gie­men­ge be­schrie­ben, die sich – be­zo­gen auf das Vo­lu­men – spei­chern lässt. Sie ist damit eine ent­schei­den­de Grö­ße für den Trans­port – ins­be­son­de­re für den glo­ba­len Trans­port per Schiff, da die La­ge­rung so pro­blem­los bei mo­de­ra­tem Druck und Tem­pe­ra­tur mög­lich ist
  • Po­la­ri­tät: leicht po­lar – gu­te Misch­bar­keit mit Was­ser bzw. gu­te Lös­lich­keit in Was­ser (bil­det Am­mo­ni­um­hyd­ro­xid)
  • Ge­ruch: ste­chend, rei­zend (wird früh wahr­ge­nom­men)

Trotz sei­ner in­dus­tri­el­len Re­le­vanz ist Am­mo­ni­ak kein harm­lo­ser Stoff. In ho­hen Kon­zen­tra­ti­o­nen wirkt es rei­zend auf Atem­we­ge, Haut und Au­gen und ist to­xisch bei In­ha­la­tion. Schon in ge­rin­gen Men­gen ist es durch sei­nen ste­chen­den Ge­ruch wahr­nehm­bar. In der In­dus­trie gel­ten stren­ge Si­cher­heits­stan­dards – durch Sen­so­rik, Be­lüf­tung und Not­fall­pro­to­kol­le – die kon­se­quent be­ach­tet wer­den müssen. Den­noch gilt Am­mo­ni­ak im in­dus­tri­el­len Maß­stab als gut hand­hab­bar und be­herrsch­bar, ins­be­son­de­re im Ver­gleich zu an­de­ren syn­the­ti­schen Ener­gie­trä­gern mit hö­he­rem Ex­plo­si­ons­po­ten­zi­al.

Am­mo­ni­ak ist un­ter Nor­mal­be­din­gun­gen nicht brenn­bar, kann aber un­ter be­stimm­ten Be­din­gun­gen (z. B. bei ho­hen Kon­zen­tra­ti­o­nen und Sau­er­stoff-Über­schuss) ent­zünd­lich wir­ken. An­ders als Was­ser­stoff bil­det es je­doch nicht leicht hoch­ex­plo­si­ve Ge­mi­sche. In­dus­tri­ell ist es gut kon­trol­lier­bar.

Ein Ammoniak-Cracker spaltet NH₃ bei hoher Temperatur und mithilfe eines Katalysators in Wasserstoff (H₂) und Stickstoff (N₂) auf. Die entstehenden Gase müssen anschließend getrennt werden – z. B. durch Membranen oder Druckwechsel-Adsorption. Der Prozess ist technisch etabliert.

Grü­ner Am­mo­ni­ak (Green Ammonia) wird mit­hil­fe von er­neu­er­ba­rem Was­ser­stoff (aus Elek­tro­ly­se) und Stick­stoff aus der Luft her­ge­stellt – ganz oh­ne fos­si­le Ener­gie­quel­len. Da­durch ist er na­he­zu CO2-neu­tral. Er gilt als Schlüs­sel­bau­stein für den glo­ba­len Han­del mit kli­ma­freund­li­cher Ener­gie.

Das Ha­ber-Bosch-Ver­fah­ren ist das seit über 100 Jah­ren eta­blier­te Ver­fah­ren zur in­dus­tri­el­len Her­stel­lung von Am­mo­ni­ak. Da­bei rea­gie­ren Stick­stoff (aus Luft) und Was­ser­stoff (aus fos­si­len oder er­neu­er­ba­ren Quel­len) un­ter Druck und Hit­ze und mit Hil­fe eines Ka­ta­ly­sa­tors zu NH3.

Mit Wasserstoff wird erneuerbarer Strom speicherbar

Energieträger Wasserstoff

Was­ser­stoff wird in un­se­rem künf­ti­gen Ener­gie­sys­tem eine wich­ti­ge Rol­le spie­len und gilt als Schlüs­sel­ele­ment für eine er­folg­rei­che Ener­gie­wen­de. Er lässt sich spei­chern, ist sau­ber und sai­so­nal un­ab­hän­gig ver­füg­bar. Was­ser­stoff ist sehr viel­sei­tig und lässt sich in In­dus­trie und Ge­wer­be, in der Strom- und Wär­me­er­zeu­gung oder in der Mo­bi­li­tät ein­set­zen. Durch ihn wer­den er­neu­er­ba­re Ener­gien in gro­ßen Men­gen spei­cher­bar und trans­port­fä­hig.

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